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Coda Scene - Extreme Risk

Coda scene:  Extreme risk

Gewidmet der lieben, lieben Martina, die mich auf diese Idee gebracht hat, und leider selbst keine Zeit hatte, diese Story selbst zu schreiben...

                                                                                  

Coda Scene - Extreme Risk

von Lilly


B’Elanna’s Lächeln wurde breiter als sie sich einen zweites Mal etwas von ihrem Stapel Bananenpfannkuchen in den Mund schob. Seit so langer Zeit schienen ihre Gefühle wieder zurückgekommen zu sein. Sie hatte Chakotay eine Menge zu verdanken. Erinnerungen schossen ihr durch den Kopf. Positive Erinnerungen. Sie musste nicht länger an den Tod ihrer Freunde denken. Als wären sie mit einem Mal freigelassen worden, schweiften ihre Gedanken in alle Richtungen und brachten tausendende von Emotionen mit sich. B’Elanna lehnte sich zurück und starrte in die Dunkelheit. Langsam legte sie ihre Gabel bei Seite und atmete tief ein. Alles schien sich innerhalb von Minuten komplett verändert zu haben. Sie hatte so viele Jahre auf diesem Schiff verbracht, es war ihr zu Hause geworden, aber während der letzten Monate war ihr alles und jeder um sie herum so fremd geworden. Sie hatte nichts mehr gefühlt, nur noch ihren Dienst absolviert und war vor den Leuten geflüchtet, die ihr sonst so viel bedeutet hatten. Es war fast wie ein Alptraum gewesen. Alles war ihr vertraut gewesen und doch so fremd. Sie konnte die Reaktionen bestimmter Leute voraussagen, weil sie sie so gut kannte, aber es kam ihr so vor, als hätte sie sie gerade erst getroffen. Irgendwie war es auch unheimlich gewesen. Sie war nicht einmal frustriert darüber gewesen, dass sie nichts mehr hatte fühlen können. Trotzdem war da doch ein Ansatz von Gefühlen gewesen. Hätte sie es jemandem erklären müssen, sie hätte es nicht geschafft. Jedes Mal wenn Tom wieder bei ihr gewesen war und mit ihr etwas hatte unternehmen wollte oder sich, wie in letzter Zeit, Sorgen um sie gemacht hatte, hatte sie sich danach gesehnt, dass wieder alles so würde wie vorher. Er schien ihr dann immer so verletzt und sie wollte ihn nicht verletzten. So schwer es ihr jetzt in diesem Moment fiel es zuzugeben, sie hatte damals keine Gefühle mehr für ihn gehabt, aber trotzdem hatte sie dieses Verlangen gespürt sich in seine Arme zu legen um sich dort wohl zu fühlen. Tom war immer jemand gewesen, der ihr sehr viel bedeutet hat und sie hatte es nicht akzeptieren wollen, dass sie einfach keine Gefühle mehr für ihn hatte. Von jetzt auf gleich. Daraufhin hatte sie angefangen aufs Holodeck zu gehen. Hätte sie das nicht gemacht, würde sie jetzt vielleicht nicht hier so sitzen, weil Chakotay sie nie dazu hätte zwingen müssen sich ihren Gefühlen zu stellen, aber es hätte auch anders kommen können. Was wäre passiert, wenn sie mehr als nur ein paar Schrammen abbekommen hätte, was hätte Tom dann gemacht?

*Tom* schoss es ihr durch den Kopf. Sie musste unbedingt zu ihm. Jetzt sofort.

B’Elanna lehnte sich ruckartig wieder nach vorne und zog ihre Beine, die sie kurz vorher ausgestreckt hatte, wieder näher an sich heran. Auch wenn sie nicht wusste, was sie zu ihm sagen sollte, wie sie ihm gegenübertreten sollte, sie musste zu ihm.

„Computer, Zeit!“, rief sie in die Dunkelheit.

„Es ist 23 Uhr und eine Minute!“, bekam sie als Antwort.

„Verdammt!“, murmelte B’Elanna. Normalerweise war er um diese Zeit noch wach, aber was war schon normal? Sie hatte schon so lange nicht mehr bei ihm übernachtet, wer weiß, ob er seine Gewohnheiten nicht geändert hatte.

*Ich gehe da jetzt hin! Selbst wenn ich ihn wecken muss! Ich will das jetzt klären* beschloss sie und erhob sich. Schnell stellte sie ihren Teller in den Replikator zurück und ließ ihn verschwinden. Kurz vor der Tür machte B’Elanna jedoch Halt. Was sollte sie Tom denn sagen? Und wie sollte sie es sagen?

Sie brauchte unbedingt eine Ausrede! Verzweifelt lehnte sie sich gegen die Wand.

*Ich könnte ihm sagen, dass ich den Pyjama brauche, den ich mal bei ihm gelassen habe, weil...* An dieser Stelle verwarf sie die Idee wieder. Ihr Pyjama war schon seit dem gesamten letzten Jahr in seinem Schrank und sie hatte ihn immer nur dann gebraucht, wenn sie spontan bei ihm übernachtet hatte. Sie hatte immer in ihrem Quartier noch genug zum Anziehen gehabt. Warum sollte sie ihn ausgerechnet jetzt brauchen?

„So ein Schwachsinn! Verdammt!“

Plötzlich erinnerte sie sich an das neue Shuttle und ihr kam eine Idee.....

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Nachdem sie einen Abstecher an ihrem Quartier gemacht hatte, stand sie nun also vor Toms Tür. B'Elanna atmete noch einmal tief durch und betätigte dann die Klingel.

* * *

Tom sah sich verwundert um. Wer würde um diese Zeit noch etwas von ihm wollen? Verwundert zog er sich schnell einen Pullover über seinen nackten Oberkörper und ging dann zur Tür, die er schon längst abgeschlossen hatte.

Als die grauen Türen schließlich wieder einen Blick auf den Korridor gestatteten, erblickte Tom eine ein wenig blasse B’Elanna, die verlegen vor seinem Quartier stand.

Ein Lächeln formte sich auf seinen Lippen und er trat aus der Tür.

„Hey, was machst du denn noch hier? Komm’ doch rein!“

Sie räusperte sich und schritt, während ihr Blick nicht eine Sekunde lang den Boden verließ, an ihm vorbei.

„Ich wollte dir eigentlich nur das hier geben!“, stieß sie verlegen hervor, als sich die Tür wieder hinter ihr schloss.

Langsam drehte sie sich zu ihm um, sah ihn an und drückte ihm ein PADD in die Hand.

Tom wurde wieder ernst. Es hatte sich nicht so angehört, als wollte sie noch lange bleiben.

„Was ist das?“, erkundigte er sich und aktivierte das Display.

„Das ist nur der Schadensbericht des Delta Flyers!“

Ihr Freund hob ruckartig den Kopf und sah sie an.

„Das ist ja wirklich lieb von dir, aber was soll ich damit? Ich bin nicht für die Reparaturen zuständig!“

B’Elanna wippte nervös auf ihren Füßen.

„Nicht? Ehm, ich weiß, meine ich. Ehm, ich meine, ich dachte nur, du wolltest ihn auch gerne lesen weil, weil eh, es doch dein Schiff ist!“, brachte sie hervor.

Er nickte und legte das PADD neben sich auf den Tisch.

Für eine Weile herrschte Stille. Sie sahen sich nicht an und trauten sich auch nicht etwas zu sagen.

*Letztes Mal ist sie schneller wieder gegangen* erinnerte Tom sich schließlich und fasste sich ein Herz.

„Möchtest du etwas trinken?“, flüsterte er und stellte sich innerlich schon auf eine Ablehnung ein.

„Gerne“, hauchte B’Elanna jedoch sanft und Tom ging trotz seiner Überraschung ohne zu zögern zum Replikator. „Was willst du denn?“

„Wie immer!“

Noch erstaunter schaute er sich kurz zu ihr um und blickte dann wieder in Richtung der Maschine.

„Schön.“ Sein Lächeln war teilweise zurückgekehrt. „Setz dich doch!“

„Danke.“

Anschließend hörte er ihre langsamen Schritte und wie sie sich auf seiner Couch niederließ. Obwohl er sie nicht sah, hatte er alles genau vor Augen. Wie lange war es her gewesen, dass sie bei ihm gewesen war? Und das nicht nur für ein paar Minuten. Er griff nach dem Glas, was in seinem Replikator erschienen war und setzte sich schließlich neben seine Freundin. Sie wirkte verspannt. Fast verkrampft, wie sie nun neben ihm saß. Zufrieden drückte er ihr den replizierten Orangensaft in die Hand.

B’Elanna nahm einen Schluck aus dem Glas und stellte es dann auf den Glastisch vor ihr. Als er sie eindringlicher ansah, drehte sie ihren Kopf schnell weg. Sie räusperte sich und legte ihre gefalteten Hände zwischen ihre Knie.

*Verdammt bist du feige! Jetzt rede schon mit ihm* wurde sie von ihrer inneren Stimme ermahnt, war aber trotzdem nicht zu mehr als einem weiteren Räuspern fähig. Es war, als wollten die Worte ihren Mund nicht verlassen.

Tom lachte nervös.

„Du hast heute verdammt gute Arbeit geleistet, weißt du das eigentlich! Du hast uns allen das Leben gerettet! Es war schön, dass du doch noch mitgekommen bist!“

Langsam sah sie ihn wieder an.

„Findest du? Es war doch nichts besonderes, das hätte jeder andere auch gekonnt!“

Mit einem Mal spürte sie, wie er seine Hände um ihre schloss. Tom sah ihr tief in die Augen.

„Nein, B’Elanna, das warst du, du ganz allein. Das war deine Idee und da wäre bestimmt niemand anderes drauf gekommen! Wenn du nicht gewesen wärst, hätte diese Crew vier Mitglieder verloren!“

Seine Augen strahlten sie an. Das war einfach zu viel. Erneut sah sie von ihm weg und zu Boden. B’Elanna löste ihre Hände aus seinem Griff.

Verzweifelt ließ auch Tom seinen Kopf hängen und atmete schwer aus. Stille, schon wieder diese unerträgliche Stille. Ihr Haar glänzte in dem gedämpften Licht des Raumes. Tom liebte sie so sehr. Er hatte sie unheimlich vermisst. Jetzt einfach nur so mit ihr dazusitzen, tat ihm unheimlich gut, auch, wenn er lieber nicht diese Stille hätte ertragen müssen.

Aus einem Augenwinkel sah er etwas blitzen und blickte wieder genauer in die Richtung seiner Freundin. Dann hörte er ein dumpfes, kurzes Geräusch. Das Licht spiegelte sich erneut in etwas und daraufhin folgte wieder dieses für ihn undefinierbare Geräusch. Schließlich erkannte er, dass es Tränen waren, die auf den Boden fielen. B’Elanna weinte! Jedoch bevor er etwas sagen konnte, hob sie ihre Hand und trocknete sich das Gesicht. Er hörte sie leise schluchzen.

„B’Elanna!“, flüsterte er besorgt.

„Es tut mir leid!“, flüsterte sie und es schien als sei das in diesem Moment schon so laut wie sie sprechen konnte.

„Was hast du denn?“

Zu gerne hätte er sie in seine Arme geschlossen, aber etwas sagte ihm, dass sie noch nicht so weit war. Seit Wochen hatte sie ihn einfach ignoriert, war ihm aus dem Weg gegangen und dass sie jetzt hier bei ihm saß, war schon eine große Erleichterung für ihn. Tom hoffte nur, dass sie nun mit ihm reden würde. Er wollte wissen, warum sie sich so verhalten hatte. Hatte er etwas falsch gemacht? Hatte er sie verletzt? Warum hatte sie nur versucht sich umzubringen, sich zu verletzten? Warum hatte sie es so viele Male versucht? Chakotay hatte ihm nichts sagen wollen. Tom hoffte nur, dass sie sich jetzt aussprechen konnten.

„Es tut mir leid!“, wiederholte sie.

„B’Elanna, was tut dir leid? Was ist los?“

Sie schüttelte den Kopf und sprang auf.

„Ich kann nicht!“, schluchzte sie und stürzte zur Tür.

„B’Elanna!“, rief er und brachte sie damit dazu sein Quartier nicht schon wieder vorzeitig zu verlassen.

Verzweifelt legte sie ihre Stirn an die Wand, während Tom langsam auf sie zukam.

Behutsam legte er seine Hände auf ihre Schultern. Sie wehrte sich nicht.

„Bitte rede mit mir!“, flehte er seine Freundin an.

„Ich kann nicht!“, sagte sie erneut unter Tränen.

Vorsichtig drehte er sie zu sich um. Er legte seinen Finger unter ihr Kinn und hob es liebevoll an. So, dass sie ihm in die Augen sehen musste.

„Versuch es!“  

B’Elanna drehte ihren Kopf zur Seite und senkte ihren Blick wieder.

„Du würdest es nicht verstehen“, begann sie, nahm seine Hände, zog sie vorsichtig von ihren Schultern und ging ein paar Schritte weiter in den Raum zurück. Tom sah ihr nur nach. Er beobachtete, wie sie sich schwer gegen den gläsernen Tisch lehnte, der in der Wohnecke stand.

„Warum nicht?“, fragte er und verschränkte die Arme geduldig vor der Brust.

„Ich verstehe es ja nicht einmal selbst!“ B’Elanna hatte sich immer noch nicht wieder umgedreht. Sie starrte auf die vielen Dinge, die Tom, wie immer, auf dem Tisch gestapelt hatte. Zu faul sie wegzuräumen.

Sie griff nach dem PADD mit den Modifikationen für den Delta Flyer.

„Du hattest Recht, wir haben oft darüber gesprochen etwas zusammen zu machen! Das hier wäre unsere Chance gewesen. Es hätte einfach wunderschön werden können. Und weißt du warum ich nicht daran teilhaben wollte? So ganz unerwartet?“

Nun drehte sie sich wieder um und streckte ihm erwartungsvoll das PADD entgegen.

Er zuckte mit den Achseln.

Verzweifelt hob sie die Hände und ließ das PADD dann wieder ausdrucksvoll dorthin zurückfallen, von wo sie es genommen hatte. Noch unordentlicher konnte es ja auf seinem Tisch nicht mehr werden.

„Ich auch nicht!“, stieß sie wütend hervor. „Ich weiß so vieles nicht Tom! Ich verstehe es selbst nicht, also wie soll ich es dir erklären?“

„Aber du bist doch deswegen gekommen?!“, vermutete er. Er hoffte nur nicht falsch zu liegen.

„Das ist lächerlich!“, versicherte sie mit einem entsetzten Auflachen.

„Ach komm’ schon! Du glaubst doch wohl nicht wirklich, dass ich ernsthaft den Schadensbericht brauche. Ich habe da noch weniger mit am Hut als du! B’Elanna, warum willst du mir etwas vormachen?“

Sie drehte sich wieder von ihm weg. Tom hätte sich schlagen können. Immer machte er alles falsch. Oder vielleicht war das hier doch nötig gewesen?

„Vielleicht“, gestand sie dann doch mit gedämpfter Stimme.

Leise atmete er auf. Er fasste sich ein Herz und tat wieder ein paar Schritte auf sie zu.

„Warum versuchst du’s dann nicht einfach? Was ist los mit dir?“

Seine Freundin drehte sich wieder zu ihm um. Jetzt schon etwas gefasster als zuvor. Sie seufzte.

„Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll!“

Tom spielte mit dem Gedanken sie zu fragen, was in letzter Zeit mit ihr los gewesen war. Etwas in ihm sagte ihm jedoch, dass er sie nicht bedrängen sollte.

„Ich muss dir sehr wehgetan haben. Ich muss wohl ziemlich viele Leute verletzt haben!“

Für das, was sie zu sagen hatte, brauchte sie ein wenig Freiraum. Dabei konnte sie Tom einfach nicht gegenüber stehen. Erneut entfernte sie sich von ihm und ließ sich diesmal wieder auf seine Couch sinken.

Tom war sprachlos. Was sollte er dazu sagen? Hatte sie ihn verletzt? Vielleicht nicht, auf jeden Fall aber war er enttäuscht gewesen. Enttäuscht und besorgt. Weil sie ihm nicht gesagt hatte was los war. Als er davon erfahren hatte, was sie sich alles angetan hatte, war ihm das Herz stehen geblieben. Er hatte zwar mit Chakotay zusammen ihre Holodeckprogramme gesucht, aber das hatte ihm nur noch mehr Angst gemacht. Hatte ihn dazu gebracht darüber nachzudenken, was alles hätte passieren können. Antworten hatte es ihm aber nicht gegeben. Aber würde er ohne sie zu fragen denn auch das erfahren, was er wissen wollte?

„Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!“, ging Tom schließlich ihrer Frage aus dem Weg.

„Das wollte ich nicht!“

„Du hast mir keine Wahl gelassen!“, erhielt sie als Antwort.

„Ich wollte das alles nicht!“, erklärte B’Elanna weiter, jedoch in Gedanken versunken, und Tom fragte sich, ob sie einfach nicht auf seine Erwiderung reagieren wollte, oder ob sie sie nicht vernommen hatte.

Am liebsten wäre er wieder auf sie zugegangen, aber sie hatte ihm nun mittlerweile klar gemacht, dass sie, momentan zumindest, besser aus ihrem Panzer zu kommen schien, wenn sie ihn nicht direkt ansehen musste. Das hatte Tom zu akzeptieren. Er wollte diese Sache endlich klären. Endlich wieder wie zuvor mit B’Elanna Zeit verbringen. Endlich wieder mit ihr Zusammensein. 

„Aber es ist einfach so gekommen! Einfach so, und so sehr ich auch versucht habe mich dagegen zu wehren, es ging einfach nicht. Im Gegenteil, es wurde sogar nur noch schlimmer!“

B’Elanna hatte ihre Schuhe abgestreift, als versuchte sie sich selbst davon abzuhalten, sein Quartier so schnell wie möglich zu verlassen. Sie hatte sich zurückgelehnt, ihre Knie zu ihrer Brust gezogen und ihre Arme um sie geschlungen. In Toms Richtung wagte sie nicht zu sehen. Stattdessen starrte sie nur den Fußboden an. Vielleicht auch ihre Schuhe, die dort standen, Tom wusste es nicht genau.

Nach einer kurzen Stille lachte sie kurz humorlos und kopfschüttelnd auf.

„Was heißt, es ist einfach so gekommen?“, fragte B’Elanna sich laut, aber es stellte einen Teil ihrer Erklärung dar. „Sicher hatte es seinen Grund, aber die Sache war es nicht wert!“

Sie legte ihre Beine auf die Seite und griff nach einem blauen Kissen, das Tom auf seinem Sofa liegen hatte. Sie hatte es ihm mal geschenkt. Nun strich sie mit ihrer Hand darüber.

„Hätte Chakotay mich heute nicht dazu gezwungen mit ihm aufs Holodeck zu gehen und hätte er mir nicht die Augen geöffnet, hätte ich wohl einen Preis bezahlen müssen, der viel zu hoch gewesen wäre, um ihn jemals zu verkraften!“

Beinahe hätte Tom den Fehler gemacht und sie gebeten endlich zum Punkt zu kommen, aber das konnte er nicht machen. Er wollte nicht, dass sie sich erneut zurückzog, gegen alles verschloss. Außerdem war es nicht fair. Wenn sie ihm schon einmal ihr Herz ausschüttete, musste er ihr auch zuhören.

B’Elanna wollte sich erst gar nicht vorstellen, was passiert wäre, oder wie es ihr gegangen wäre, wenn sie Tom deswegen verloren hätte; wenn sie aus diesem Alptraum erwacht wäre, ohne sich sicher zu sein, dass Tom immer noch für sie da war. Jedoch hatte sie im Moment auch Angst ihn zu verlieren, wenn sie ihm alles sagen würde. Aber sie konnte ihn auch nicht belügen, oder ihm etwas verschweigen. Sie war ihm eine Erklärung schuldig und nichts würde ihr Verhalten der letzten Wochen glaubwürdiger beschreiben als die Wahrheit.

„Das ist alles so absurd!“, stieß sie nach einer Weile hervor und schlug verärgert mit ihrer Faust in das Kissen auf ihrem Schoß. „Ich hätte das niemals zulassen dürfen, niemals!“

„Was hättest du niemals zulassen dürfen?“

Tom zog sich den Stuhl, der neben ihm stand zu Recht und setzte sich hin. Dessen Rückenlehne war in diesem Fall so rum gerichtet, dass Tom sich mit der Brust dagegen lehnen konnte.

„Dass meine Gefühle, oder Nichtgefühle, oder wie auch immer du es nennen willst, Überhand nehmen!“

Es hörte sich fast so an, als hätte B’Elanna ihren Freund betrogen, aber es passte nicht. So hatte sie es nicht gemeint, da war Tom sich sicher.

„Nichtgefühle?“, wiederholte er, froh, dass seine Freundin ihn doch für einen kurzen Augenblick wieder angesehen hatte.

Sie nickte.

„Das würde es wohl eher beschreiben!“

B’Elanna holte tief Luft. Nun war sie also doch an dem Punkt angekommen, an dem sie nicht mehr um die Wahrheit herumreden konnte. Jetzt musste sie anfangen.

„Als ich damals erfahren habe, dass all meine Freunde, der ganze Maquis tot ist, ist für mich eine Welt zusammengebrochen. Ich habe mich noch einsamer gefühlt, als ich mich schon mein ganzes Leben lang gefühlt habe!“

„Einsam? Ich meine, versteh mich bitte nicht falsch, natürlich war das schlimm für dich, das steht gar nicht zur Debatte, aber B’Elanna EINSAM? Ich kann deine Freunde zwar nicht ersetzen, aber du hättest doch zu mir kommen können! Du warst doch nicht einsam!“, unterbrach er sie. Tom hob die Augenbrauen. Wenn man davon absah, dass er gar keinen Zusammenhang zwischen dem Vorfall und ihrem Verhalten in den letzten Wochen sah, war er nun nur noch verwirrter. Warum hatte sie sich allein gefühlt?

Für einen kleinen Augenblick konnte sie also doch noch zu einem anderen Thema zurückkommen. Das gab ihr noch ein paar Minuten um alles herauszuziehen. Erneut sah sie ihren Freund an.

„Tom, du verstehst das nicht! Natürlich, mir war vollkommen klar, dass ich hätte zu dir kommen können, aber ich wollte es nicht! Ich wollte damit allein klar kommen! Versuchen allein all den Schmerz und die Trauer in mir zu besiegen. Es ging nicht gegen dich, wirklich nicht! Es ist nur...es gibt gewisse Dinge, mit denen man doch besser versucht ohne fremde Hilfe fertig zu werden. Ich habe mich auch nicht einsam gefühlt in dem Sinne, wie du es jetzt meinst. Nur, in dem Moment, als ich von dem Tod meiner Freunde erfahren habe, da ist mir alles wieder in Erinnerung gerufen worden. Dass ich meinen Vater eigentlich gar nicht kenne, ich mich mit meiner Mutter immer nur gestritten habe, ich weit weg von zu Hause bin und dann musste ich auch noch erfahren, dass all die, die mir noch etwas bedeutet haben, tot sind!“

Sie drehte ihren Kopf so weit in die andere Richtung, dass sie Tom schon fast den Rücken zuwendete.

„Und dann fing alles an!“, erklärte sie leise.

Tom konnte ihr Gesicht nicht sehen, aber trotz allem war er sich sicher, dass sie erneut weinte. Er hörte ein leises Schluchzen...

„Deine Ausflüge aufs Holodeck!“, stellte er fest, aber seine Freundin wehrte sich energisch dagegen. Sie drehte sich kurz wieder um und schüttelte den Kopf. Ihre Tränen blitzten in dem dämmen Licht auf.

„Nein!“, verbesserte sie ihn sanft. Sie holte tief Luft und ließ ihren Kopf dann wieder hängen.

„Nein, ich bin nicht sofort aufs Holodeck gerannt um mich zu verletzten. Es war ganz anders!“

B’Elanna machte eine Pause und Tom wartete geduldig.

„Ist dir aufgefallen, dass ich keinen weiteren Tag darüber ein Wort verloren habe?“

Ihr Freund nickte, aber da sie ihn ja nicht sehen konnte, sagte er zusätzlich noch was.

„Ja, ich hatte gehofft, dass...wenn wir nicht weiter darüber reden, dass du drüber hinwegkommst. Ich habe doch gemerkt, dass du nicht weiter drauf eingehen wolltest!“

„Wollte ich auch nicht, und das war mein Fehler. Ich habe ein Holodeckprogramm erschaffen, in dem ich sehen konnte, wie alle meine Freunde...“ Die Worte blieben ihr im Hals stecken.

„Ich weiß“, gestand Tom und obwohl er eine Standpauke erwartete, vernahm er ein leises Aufatmen. Wie es schien, war sie froh darüber es ihm nicht erklären zu müssen.

„Ich habe es nur wenige Sekunden laufen lassen und weiß bis heute nicht, ob das richtig war oder nicht!“, fuhr sie fort.

Ihr Freund sagte nichts.

„Ich weiß nur, dass sich danach alles nur verschlimmert hat! Als ob ich so viele verschiedene Gefühle in mir gehabt hätte, dass sie eigentlich schon keinen Platz mehr hatten, habe ich von Tag zu Tag weniger gespürt. Alles wurde mir gleichgültig. Alles...und jeder!“, flüsterte sie verzweifelt und Tom wurde langsam einiges klarer. Er wusste nun, warum sie ihm aus dem Weg gegangen war, fragte sich nur, wie sie momentan zu ihm stand. Er hatte Angst, sie zu verlieren. Warum hatte er nichts gemerkt?

Auf der einen Seite war er so wütend, dass sie nicht schon früher mit ihm gesprochen hatte, dass er sie am liebsten auf der Stelle gebeten hätte ihm zu sagen, wie es jetzt mit ihnen weitergehen sollte. Er wollte wissen, was sie für ihn empfand, ob sie etwas für ihn empfand. Dann war da noch die Enttäuschung aber trotz allem konnte er sie auch verstehen. So viele Emotionen, die ihm im Moment versuchen vorzuschreiben, was er nun tun sollte, aber er sagte nichts.

B’Elanna spürte förmlich, wie Tom sich in dem Moment fühlte, aber sie zwang sich wieder zu sprechen. Sie fühlte seine Anspannung. Dafür brauchte sie ihn nicht einmal sehen oder berühren.

„Ich wollte aber wieder etwas fühlen! Also bin ich aufs Holodeck gegangen und habe immer wieder die Sicherheitsprotokolle deaktiviert. Erst nur bei harmlosen Programmen, dann bei immer gefährlicheren. Ich WOLLTE wieder fühlen, Tom!“

Sie machte eine Pause und wiederholte dann noch verzweifelter als vorher: „Ich wollte wieder fühlen!“

Tränen rollten nun in noch größeren Strömen über ihre Wangen und Tom hörte sie zu Boden fallen. Er wollte so gern nachvollziehen, wie es ihr ergangen war, aber es war unmöglich für ihn, das nachzuvollziehen.

Ihm brach es das Herz seine Freundin so zu sehen und er hasste sich dafür, eben so wütend gewesen zu sein.

„Und der einzige Weg herauszufinden ob ich wirklich noch am Leben war, war für mich mir irgendwelche Wunden zuzufügen. Schmerz war das einzige, was ich noch fühlen konnte. Ich habe für Wochen nicht geweint, nicht gelacht. Gar nichts. Ich habe meinen Dienst gemacht, bin ins Bett gegangen und dann am morgen wieder aufgestanden. Nichts. Im Maschinenraum sind einige von Voriks Arbeiten nicht korrekt ausgeführt worden, es war mir egal. Der Delta Flyer...es war mir egal!“

Tom konnte nicht länger warten. Es machte ihn verrückt.

„Genau wie ich!“, stellte er verbittert fest, hatte aber nicht vor, sie damit zu verletzten.

Es folgte eine lange Stille. Die Tränen fielen nun in immer kürzeren Abständen zu Boden.

„Ich habe dich angesehen und so sehr ich wollte dich wieder so zu sehen, wie in paar Tage zuvor, es ging einfach nicht. Ich wollte dir nicht wehtun. Dir wäre es aufgefallen, wenn wir mehr Zeit mit einander verbracht hätten. Ich....“

Wie ein paar Minuten zuvor, wurden ihre Worte ertränkt. B’Elanna schluckte lautstark, schloss kurz die Augen um wieder zu sich zu kommen, atmete tief ein und versuchte dann weiter zu sprechen.

„Du bist die einzige Person, die ich in meinem Leben noch habe und das ist mir da erst richtig klar geworden. Ich wollte nicht akzeptieren, dass ich für nichts, nicht einmal mehr für dich Gefühle hatte. Es ist unvorstellbar, ich kann mir nicht erklären wie das passiert ist. Ich kannte mich selbst nicht mehr. Ich war mir selbst so fremd. Ich hätte vorher nie geglaubt, dass der Mann den du über alles liebst einen Tag später mit einem Lächeln auf dem Gesicht vor dir steht und du wirklich gar nichts mehr empfindest. Ich bin aufs Holodeck gegangen, weil ich mein Leben wiederhaben wollte, Tom!“

„Ich...“, ihr Freund setzte an etwas zu sagen, aber B’Elanna unterbrach ihn. 

„Du musst nichts sagen!“

Sie atmete erneut tief ein. „Ich weiß nicht, ob ich wollte, dass mich endlich jemand stoppt, ich weiß nur, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich jemals meine Gefühle zurückbekommen konnte. Jedoch als Chakotay kam öffnete er mir die Augen, konfrontierte mich mit dem, wovor ich mich die ganze Zeit versteckt hatte. Vielleicht ist er der Auslöser dafür, dass mir das jetzt alles so bewusst geworden ist. Dafür, dass ich jetzt bei dir bin!“, endete sie leise. 

B’Elanna sah ihn nicht an. Sie hatte immer das Gefühl gehabt ihn gut zu kennen, aber heute war alles anders. Sie hatte keine Ahnung, was er in diesem Moment empfand, wie er reagieren würde. Trotzdem hatte sie Angst vor dem, was kam. Nach einer langen Stille hörte sie ihren Freund lang und schwer ausatmen. Dann fing er an ein wenig nervös immer wieder ein kurzes, leises Lachen auszustoßen. Ihr blieb das Herz stehen.

„Tja...also...um ganz ehrlich zu sein, bin ich sprachlos!“

Langsam stand er auf. B’Elanna sah ihn immer noch nicht an, aber sie hörte seine Schritte und wie er immer weiter auf sie zukam.

„Tom, es tut mir so leid!“, wiederholte sie.

Er nahm neben ihr Platz und sah sie an. Er schüttelte den Kopf.

„Nein, es muss dir nicht Leid tun! Ich hätte es von selbst merken müssen!“

Für eine Weile herrschte erneut Stille.

„Sag’ mir nur eins!“, brach Tom erneut das Schweigen. Schließlich sah sie ihn wieder an. Es fiel ihr schwer, aber es war mehr ein Reflex gewesen als eine bewusste Bewegung. Seine Augen funkelten. Er war ein wenig blass, sah nachdenklich aus. Erwartungsvoll musterte er sie.

„Sei bitte ehrlich, B’Elanna! Was empfindest du jetzt, in diesem Moment?“, flüsterte er. Für wenige Sekunden blieb ihr der Atmen weg. Sie spürte ein ungewohntes, aber doch so bekanntes Kribbeln in ihrem Bauch aufsteigen. Ihr wurde warm. Sie musste es sagen, aber die Worte wollten sich nicht auf ihren Lippen formen. Sie war zu überrascht über seine Reaktion. Überaus glücklich und zugleich auch verwundert, oder unsicher. Sie konnte ihn nicht einschätzen, wusste nicht, was sie denken sollte. Warum hatte er sie danach jetzt gefragt? Er war so fürchterlich ernst. Vielleicht war er gar nicht sauer auf sie. Vielleicht verstand er sie. *Wenn das nicht zuviel verlangt ist*

„Ich bin ehrlich gesagt ein wenig zerstreut, nervös!“, gestand sie und empfing dafür ein sanftes Lächeln von ihm. Das erleichterte ihr vieles. Sie grinste zurück, lachte einmal kurz leise auf, schaute zu Boden und dann wieder in seine tiefblauen Augen. Mit einem Mal wurde ihr bewusst, dass alles von ihrer Antwort abhing. Sie holte kurz Luft.

„Eine Sache ist mir jedoch trotz allem ganz klar: Ich liebe dich, Tom!“

Die erwartete Reaktion blieb aus. Er saß nur da und betrachtete sie stumm. Sein Lächeln war wieder verschwunden. Er war wieder ernst. B’Elanna wurde wieder nervöser. Sie spürte, wie ihr das Herz bis zum Hals schlug. Verlegen senkte sie ihren Blick und wich seinem damit aus. Die Stille machte sie wahnsinnig. Sie wollte jetzt alles hinter sich haben. *Sag’ von mir aus, dass du mich nie wieder sehen willst, aber sag’ etwas, Tom! Ich kann nicht mehr!* schoss es ihr durch den Kopf.

Sie bekam eine Gänsehaut, fing zwischenzeitlich an zu zittern und als wenn sie die Temperatur von einem Moment auf den anderen gesenkt hätten, war ihr plötzlich unheimlich kalt.

B’Elanna spürte eine behutsame Berührung an ihrer Wange. Tom hatte seine Hand vorsichtig darauf gelegt und drehte ihren Kopf nun vorsichtig in seine Richtung. Dann glitt er damit unter ihr Kinn und hob es an. Zum wiederholten Male blickte sie in seine klaren, blauen Augen. Als sie ihn so betrachtete, bemerkte sie eine Veränderung in seinen Gesichtszügen. Toms Mundwinkel wanderten mit einem mal nach oben und nach und nach formte sich ein breites Lächeln auf seinen Lippen.

Bevor sie sich versah, hatte er ihre Hände, die in ihrem Schoß lagen, in seine geschlossen und seine Lippen zu ihren geführt. B’Elanna war überrascht, aber unendlich erleichtert. Sie schloss die Augen und erwiderte den Kuss sehnsüchtig. Sie hatte Tom so vermisst und solche Angst gehabt ihn zu verlieren.

Seine Daumen liebkosten ihren Handrücken und hörten nicht auf, als sie sich schließlich wieder von einander trennten um wieder zu Atem zu kommen. Sie entfernten sich jedoch nur wenige Zentimeter von einander. B’Elanna konnte immer noch seinen warmen Atem auf ihrer Haut spüren.

Langsam öffneten beide wieder die Augen. Tom lächelte erneut.

„Schön dich wiederzuhaben! Ich hab’ dich vermisst!“

Sie zog ihre Hände aus seinem Griff und schloss ihn in eine feste Umarmung.

„Halt mich einfach nur fest, ja? Lass’ mich bitte nie wieder los!“ B’Elanna legte ihren Kopf auf seine Schulter, als sie spürte, wie er seine Arme um ihre Hüfte schlang, und ließ ihren Tränen freien Lauf. Es war endlich vorbei. Und alles hatte sich zum Guten entwickelt.

Weder er noch sie wollten in den nächsten Stunden allein sein und so schien es, als sollte der Pyjama seit langer Zeit wieder benutzt werden. Und es sollte bestimmt nicht das letzte Mal sein....

 

THE END

 

 

 

 



 

 

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